04.11.2025 H₂Mare
Abschlusskonferenz: H2Mare-Forschung legt Grundlagen für Offshore-Wasserstoffproduktion
Nach viereinhalb Jahren Forschung zur Offshore-Produktion von Grünem Wasserstoff und weiteren Power-to-X-Produkten hat H2Mare vom 23. bis 24. September 2025 in Warnemünde seine wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt. Bei der Abschlusskonferenz diskutierten Fachleute aus Politik, Forschung und Industrie über Erreichtes, den Stand des Wasserstoff-Hochlaufs und über die nächsten Schritte.
Wasserstoff und Kraftstoffe mithilfe von Grünem Offshore-Strom autark auf dem Meer produzieren: Mit dieser Vision ist H2Mare 2021 gestartet. Rund 30 Partner aus Industrie und Forschung haben in den vergangenen Jahren intensiv an den Grundlagen und der Entwicklung der dafür notwendigen Technologien geforscht. „H2Mare hat bewiesen, dass innovative Technologien keine Zukunftsmusik sind“, sagte Dr. Silke Launert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt in ihrem Grußwort zur Eröffnung der Konferenz.
Zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland sprachen vor Ort nicht nur über die zentralen Ergebnisse aus dem Projekt, sondern richteten den Blick in verschiedenen Talk-Formaten auch auf Zukunftsperspektiven der Offshore-Wasserstoffwirtschaft und deren strategischer Bedeutung. Wasserstoff und Power-to-X sei längst mehr als ein Klimaschutz-Thema. Es gehe um Versorgungssicherheit, Resilienz und strategische Unabhängigkeit – und damit auch um ein Stück europäische Verteidigungspolitik.
Für einen erfolgreichen Hochlauf brauche es mehr Zusammenarbeit, pragmatische Förderstrukturen und klare Anreize, um Unternehmen den notwendigen Handlungsspielraum zu geben. Tempo und konsequentes Handeln seien dafür ebenso entscheidend wie der Ausbau einer dezentralen Energieversorgung. Deutschland wurde dabei mehrfach als Vorreiter mit internationaler Signalwirkung hervorgehoben. Doch um ihr Potenzial zu entfalten, müssten Produktionsmengen rasch skaliert und marktfähige Strukturen geschaffen werden.
H2Mare-Koordinator Matthias Müller hielt in seinem Fazit zur Konferenz fest: „Der Austausch hat gezeigt, dass es eher um die Frage geht, WIE es jetzt am sinnvollsten weitergeht, als um das ‚Ob‘.“
Die zentralen Ergebnisse aus den H2Mare-Projekten
Zu den präsentierten Meilensteinen zählt die Entwicklung eines 1-MW-Hochdruck-PEM-Elektrolyseurs mit kompaktem Zelldesign für den Offshore-Einsatz. Neben der Membran- und Materialoptimierung wurden eine Test-Infrastruktur aufgebaut und untersucht, wie sich schwankende Stromversorgung auf die Leistung der Elektrolyse auswirkt.
Für den Offshore-Elektrolysebetrieb wurden sowohl der Insel- als auch der Netzbetrieb betrachtet sowie zwei verschiedene Konzepte entwickelt:
- für eine 15-Megawatt-Anlage, die aus mehreren Modulen besteht und direkt auf einer Plattform an der Windkraftanlage steht und
- für eine größere 120-Megawatt-Anlage auf einer eigenen Plattform, bei der der erzeugte Wasserstoff sich per Pipeline abtransportiert wird.
Für die Meerwasserentsalzung für die Offshore-Elektrolyse konnte in dem am Hydrogen Lab Bremerhaven getesteten Verfahren eine konstant gute Reinstwasserqualität erreicht werden. Weitere H2-Wind-Highlights sind die Herstellung eines Röhrenspeicher-Demonstrators für Eigenversorgung der Anlage und Flautenmanagement sowie die Systemoptimierung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mittels digitaler Zwillinge.
Das H2Mare-Projekt OffgridWind hat das Design einer Elektrolyseplattform für Offshore-Windenergieanlagen erfolgreich abgeschlossen. Die Partner haben außerdem ein Konzept für die Schwarzstartfähigkeit entwickelt, das die Stromversorgung der Plattform auch bei Windstille dauerhaft sicherstellt. Ein umfassender Technologie-Vergleich ergab, dass eine Hybridlösung aus einem Wasserstoff-Verbrennungsmotor und einem Batteriespeicher die hohen Anforderungen an Effizienz und Robustheit am besten erfüllen kann.
Im H2Mare-Projekt PtX-Wind ist die Offshore-Produktion weiterer Energieträger aus Grünem Wasserstoff betrachtet worden. H2Mare-Forschenden ist es gelungen, die weltweit erste schwimmende Plattform zur Produktion von E-Fuels aus Wasserstoff und CO2 in Betrieb zu nehmen. Daneben wurden Konzeptstudien für die Offshore-Erzeugung von Grünem LNG (Methanisierung), Methanol sowie Ammoniak erarbeitet, die die gesamte Power-to-X-Prozesskette sowie ihre Wirtschaftlichkeit betrachten. Die Methanisierung inklusive Verflüssigung ist an Land am EnergyLab in Karlsruhe demonstriert worden.
Neben den technischen Ergebnissen hat H2Mare im themenübergreifenden Projekt TransferWind unter anderem zu Umweltschutz-, Sicherheits- und regulatorischen Aspekten von Offshore-Anlagen geforscht. Dabei wurden zum Beispiel ein Monitoringkonzept für Emissionen von Korrosionsschutz erarbeitet, im Dialog mit Behörden die Genehmigung von Elektrolyseuren auf See geprüft, ein Tool zur Standortanalyse und -bewertung sowie ein Konzept für den Einsatz von Wasserstoff und Methanol in der Schifffahrt entwickelt. Im Bereich Wissenstransfer wurden mehrere Bürgerdialoge durchgeführt und die Akzeptanz von Offshore-Wasserstoff untersucht.