24.11.2022 TransHyDE

So könnten Raffinerien klimaneutral werden

Eine neue TransHyDE-Studie zeigt wie Rohölverarbeitungswerke Erdöl als Rohstoff ersetzen können. Dadurch wird es möglich, Kraftstoffe und Plattformchemikalien in Zukunft klimaneutral zu erzeugen.

Eine beleuchtete Öl-Raffinerie vor einem Himmel im Abendrot
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Die Raffinerie Schwedt ist der letzte deutsche Abnehmer russischen Erdöls. Durch das Öl-Embargo der EU gegen Russland endet die Rohöl-Lieferung ab 2023. Angesichts dieser Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine muss sich der Raffinerie-Standort kurzfristig neue Rohstofflieferanten suchen. Langfristig brauchen außerdem bundesweit Rohölverarbeiter neue Rohstoffe, um die gesetzten deutschen Klimaziele einhalten zu können. Grüner Wasserstoff und seine Folgeprodukte sind hier vielversprechende Optionen. Forschende aus TransHyDE haben sich daher – am Beispiel der Raffinerie Schwedt – mit der Umstrukturierung des Rohölverarbeiters beschäftigt. Dabei untersuchten sie unter anderem, ob und wie Grüner Wasserstoff zu einer klimaneutralen Zukunft der Raffinerie beitragen kann.
Damit die Raffinerie Schwedt als wichtiger Industriestandort in Brandenburg erhalten bleibt und einen Beitrag zur klimaneutralen Zukunft Deutschlands leisten kann, empfehlen die Forschenden unter anderem folgende Schritte:

  1. Ersatz von Grauem durch Grünen Wasserstoff
    Relativ kurzfristig könnten am Standort Schwedt Kapazitäten zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff aufgebaut werden. Das klimaneutral erzeugte Gas soll für die Rohölveredlung eingesetzt werden. Mit dieser Umstellung wird die Reinigung des Rohöls klimafreundlicher. Aktuell verwendet die Raffinerie hierfür noch Wasserstoff aus Erdgas. Für diesen Schritt müssen am Raffineriestandort Elektrolysekapazitäten aufgebaut werden.
  2. Erzeugung von klimaneutralem Flugkerosin und Schiffsdiesel
    Mit Hilfe von Wasser, Strom und Kohlenstoffquellen, beziehungsweise Grünem Wasserstoff und CO2 lassen sich Plattformchemikalien für die Erzeugung und Grüne Kraftstoffe erzeugen. Die Forschenden aus TransHyDE empfehlen in ihrem Papier, dafür in Fischer-Tropsch- und Methanol-to-Synfuels-Technologien zu investieren. Für beide Möglichkeiten müsste die Raffinerie Produktionsprozesse umstellen und Infrastruktur für neue Rohstoffe aufbauen. Alternativ könnte die Raffinerie synthetisches Rohöl oder Methanol beziehen. Für deren Transport könnte sie gegebenenfalls Teile der bestehenden Infrastruktur, wie Ölleitungen oder Öl- und Chemikalientanker, verwenden.

In ihre Überlegungen nahmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neben der Verknappung des Rohöls auch die Tatsache auf, dass der Bedarf an Kraftstoffen im Pkw-Verkehr oder Heizöl in den kommenden Jahrzehnten zurückgehen wird. Für klimaneutrale Kraftstoffe für den Flug- und Schiffsverkehr gehen sie hingegen von einer steigenden Nachfrage aus.
Die TransHyDE-Studie zeigt, dass die Umstrukturierung von Raffinerien für eine klimaneutrale Zukunft grundsätzlich möglich ist. Sie bildet eine erste Grundlage für eine ausführliche Roadmap zum klimaneutralen Umbau von Rohölverarbeitungswerken.