11.09.2025 H₂Giga

Elektrolyse: Erstmals Abwärme als Fernwärme nutzbar

Eine neue Versuchsanlage aus dem H2Giga-Projekt IntegrH2ate macht neben Wasserstoff auch weitere Elektrolyse-Produkte nutzbar. Zukünftig könnte dieses Konzept die Wirtschaftlichkeit der Elektrolyse verbessern.

Das Bild zeigt die Laboranlage, bestehend aus einem großen Container, der auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke Zittau steht.
© Paul Glaser/Fraunhofer IEG

Wärme und Sauerstoff sind Nebenprodukte, die bei der Wasserstoff-Erzeugung durch Elektrolyse anfallen. Bislang reduzieren Kühlsysteme die Abwärme, der Sauerstoff wird in die Umgebung abgegeben. Könnten die Nebenprodukte jedoch genutzt werden, verringerten sich die Kosten – gerade bei großtechnischen Elektrolyseanlagen. An diesem Ziel forscht das H2Giga-Projekt IntegrH2ate. Dazu haben die Projektbeteiligten verschiedene Betriebsstrategien entwickelt und unterschiedliche Möglichkeiten verglichen, wie sich die Nebenprodukte einsetzen lassen. Die im Projekt entwickelten Konzepte testet nun die neue „Laboranlage Sektorengekoppelte Verwertung der PEM-Elektrolyseprodukte“ (LA-SeVe) in Zittau.

Bilder der Laboranlage und der Eröffnung

Bisher lässt sich die Abwärme von Elektrolyseuren nur bedingt weiterverwenden, da sie nur eine Temperatur von etwa 50 °C hat – zu wenig, um sie als Fernwärme zu nutzen. Das Besondere an der neuen Laboranlage ist, dass sie erstmalig einen Elektrolyseur mit einer Großwärmepumpe koppelt. Die Wärmepumpe erhöht die Temperatur der Abwärme auf 90-95 °C. Dadurch ist es möglich, die Abwärme in das städtische Versorgungsnetz einzuspeisen. Damit bekommt die Laboranlage eine reale Anwendung und gibt den Forschenden die Möglichkeit, ihre Konzepte im Praxistest zu analysieren. In der Versuchsanlage soll sich auch zeigen, wie sich die Kopplung bei einer dynamischen Betriebsweise des Elektrolyseurs optimieren lässt. Denn je nach Einsatzzweck der Elektrolyseanlage – zum Beispiel, um Überschussstrom zu nutzen oder konkrete Wasserstoffbedarfsszenarien abzudecken – unterscheidet sich die Betriebsweise eines Elektrolyseurs.

Die dynamische Betriebsweise hat auch Auswirkungen auf das Nebenprodukt Sauerstoff. Damit dieser für die Medizin oder die chemische Industrie nutzbar wird, muss er in den meisten Fällen gereinigt und verdichtet werden. Hierzu gibt es ebenfalls Konzepte aus dem H2Giga-Projekt, für die sich nun eine Testinfrastruktur im Technikumsmaßstab bietet.

So viel Wärme könnte zukünftig nutzbar werden

Die Versuchsanlage ist mit einem 250-Kilowatt-PEM-Elektrolyseur ausgestattet. Nach der Aufwertung der Abwärme durch die Wärmepumpe können jährlich voraussichtlich etwa 240 Megawattstunden Wärme in das Versorgungsnetz Zittaus eingespeist werden – sofern der Elektrolyseur in der Laboranlage wirtschaftlich betrieben wird (etwa 2.400 Volllaststunden).

Zum Vergleich: Durchschnittlich werden in Deutschland für das Beheizen einer Wohnung mit 50 Quadratmetern knapp sechs Megawattstunden benötigt. Mit der eingespeisten Abwärme aus der Versuchsanlage ließen sich in Zittau somit etwa 40 Wohnungen beheizen.

Industrielle Anlagen haben ein deutlich größeres Potenzial der Abwärmenutzung.