15.10.2025 Wasserstoff-Leitprojekte

Kunst trifft Wissenschaft: Die Gewinner des Wettbewerbs ARTmeetsH2 stellen sich vor!

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2025 - Zukunftsenergie haben die Wasserstoff-Leitprojekte Kunstschaffende aller Disziplinen eingeladen, Grünen Wasserstoff aus ihrer künstlerischen Perspektive heraus zu thematisieren und einzigartig in Szene zu setzen. So erreichen die Wasserstoff-Leitprojekte eine ganz neue Zielgruppe außerhalb der Wissenschafts-Community. Die Kunstwerke laden zu einer emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema ein, ohne komplizierte Fachbegriffe.

Marie-Luise Meister, Line Krom, Henning Francik
© Marie-Luise Meister, Line Krom, Henning Francik

Drei Kunstschaffende haben die Jury mit ihren kreativen Ansätzen besonders überzeugt. Wir gratulieren Line Krom mit Balkonien, Marie-Luise Meister mit Poröse Träger und Henning Frančik mit de/composing hydro-gène.

Vom 21.11. bis 30.11.2025 zeigt die Spinnerei Leipzig alle drei Arbeiten in UG 14. Auch an weiteren Orten bundesweit sind die Kunstwerke einzeln zu erleben. Die entsprechenden Termine sind jeweils unter den Arbeiten angegeben.

Line Krom – Balkonien

© Georg Kö

Line Krom aus Frankfurt am Main hat Kulturanthropologie und Kunsterziehung in Frankfurt, sowie Bildende Kunst in Berlin und London studiert. Ihre Arbeiten wurden international in renommierten Häusern gezeigt, darunter Jerwood Space London (GB), Namibian Arts Association (NA) und CCA Kitakyushu (JP).

Welche Arbeiten und Themen setzt du normalerweise um?

Ich arbeite an der Schnittstelle von spekulativer Technologie, DIY-Systemen und kritischer Ökologie. In meinen Projekten untersuche ich unscheinbare Materialien wie Staub oder Mikroalgen – Stoffe, die zwar klein und unspektakulär wirken, aber zentrale Rollen in größeren ökologischen und sozialen Systemen spielen. Mich interessiert, wie Arbeit, Pflege und Kontrolle in unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit und Fortschritt verstrickt sind.

Wie bist du dem Thema Wasserstoff aus künstlerischer Perspektive begegnet? 

Grüner Wasserstoff steht für das große Versprechen einer reinen und dezentral organisierten Zukunftsenergie. Mich interessiert, was hinter dieser Idee verborgen liegt – die unsichtbare Arbeit, die Abhängigkeiten, die Pflege. In Balkonien verschiebt sich dieses Narrativ in den kleinsten Maßstab: den Balkon als Ort eigenen Energieproduktion. Dort entsteht eine mehr-als-menschliche Praxis der Energiegewinnung, die Hoffnung und Erschöpfung, Kontrolle und Fürsorge ineinander verschränkt.

© Line Krom

Beschreibe dein Projekt!

Balkonien ist eine Performance und Videoarbeit, in der mein Balkon zur Bühne eines Selbstversuchs wird. Dort kultiviere ich wasserstoffproduzierende Mikroalgen und werde zur „Domestic Energy Harvesterin“. Für die Präsentation im Nordwestzentrum in Frankfurt wird das Projekt in den öffentlichen Raum übertragen und öffnet sich als partizipative Forschungsszene für Passant*innen. Zwischen Pflanzen, Algen und technischen Apparaturen entsteht ein fragiles Gleichgewicht aus Hoffnung, Kontrolle und Fürsorge. Balkonien lädt dazu ein, über das Verhältnis von Natur, Technologie und Selbstversorgung nachzudenken – und darüber, welche Formen von Arbeit, Leben und Energie wir in Zukunft kultivieren wollen.

→ Wann und wo ist Balkonien noch zu sehen? 
Mittwoch, 22. und 29. Oktober 2025
Nordwestzentrum, Wochenmarkt/Eingang
Limescorso 8
60439 Frankfurt am Main

Marie-Luise Meister – Poröse Träger

© Marie-Luise Meister

Marie-Luise Meister lebt zwischen Berlin und Trier. Sie hat Medienkunst/Performative Künste an der HGB in Leipzig und am Royal Institute of Art in Stockholm studiert. Sie war als Artist-in-Residence u.a. in China, Georgien, Italien, Schweden und Palästina und nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. Derzeit ist sie für den Robert-Schumann-Preis 2025 nominiert. 

Welche Arbeiten und Themen setzt du normalerweise um? 

„Ich arbeite zwischen künstlerischer Forschung, Poesie und spekulativen Material- und Zwischenraum-Ökologien. Meine Arbeiten sind Formen des Navigierens durch geschichtete Felder: wo das Persönliche, das Geophysische, das Poetische, das Politische und das Algorithmische ineinandergreifen. In meinen installativen Konstellationen entstehen Atmosphären, in denen Körper, Material und Sprache einander berühren und in Bewegung halten. So werden Räume zu Topologien von Resonanz, in denen Erinnerung und Spekulation sich als sedimentierte Spannungen zeigen.“ 

Wie bist du dem Thema Wasserstoff aus künstlerischer Perspektive begegnet? 

„In der künstlerischen Auseinandersetzung interessiert mich nicht die sichtbare Gestalt des Wasserstoffs, sondern dessen Verhalten als Stoff, der sich fortwährend entzieht. Wasserstoff lässt sich nur unter Druck binden, verlangt Energie, um zu entstehen, und verflüchtigt sich, sobald er freigesetzt wird.
Wasserstoff erscheint als konzeptuelle Figur des Tragens, in der Energie, Erinnerung und geopolitische Einschreibungen zirkulieren, ohne sich festzuschreiben. Diese Vorstellung knüpft an mein Arbeiten mit Wasser an, das in meinen Projekten als Speicher und Stimme geologischer wie emotionaler Schichten auftritt.“

© Marie-Luise Meister

Beschreibe dein Projekt!

Poröse Träger / Porous Vessels übersetzt Prozesse von Speicherung, Druck und Energiefluss in eine räumlich-materielle Choreografie. Die Installation bildet eine begehbare Konstellation aus Porzellanskulpturen, Zeichnungen und mehrkanaligem Klang. Die Skulpturen – poröse Körper mit inneren Hohlräumen – reagieren auf ihre Umgebung: Nähe, Feuchtigkeit und Temperatur modulieren den Klang; Intensitäten verschieben sich, Kanäle öffnen und schließen sich. Die Arbeit fragt nach Erinnerungskapazitäten von Materialien: Was tragen Stoffe, Körper und Infrastrukturen in sich? Wie werden Geschichten in Oberflächen gespeichert, gestört, weitergetragen? Zwischen energetischen und materiellen Trägerschaften entsteht ein Raum, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart, Technologie und Geologie begegnen.“

→  wann und wo ist Poröse Träger noch zu sehen?
3. Dezember 2025 bis 30. März 2026
Generator – Medienkunstlabor, Universität Trier
Behringstr. 21
54296 Trier

Henning Frančik – de/composing hydro-gène

© Henning Frančik

Henning Frančik aus Leipzig hat Multimedia und Klangkunst sowie Geographie und Umweltwissenschaften an der ETH Zürich, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sowie der Universität Freiburg studiert. Er war Co-Leiter eines künstlerischen Forschungslabors an der Kunsthochschule Halle. Derzeit ist er für den Bundespreis ecodesign nominiert.

 Welche Arbeiten und Themen setzt du normalerweise um?

„Ich bewege mich zwischen Klangkunst, künstlerischer Forschung, experimentellem Film und Umweltwissenschaften und arbeite hauptsächlich mit Klang und Video, aber auch Text, Textur und Licht spielen eine Rolle. Mich fasziniert, wie unterschiedlich und vielfältig Realitäten wahrgenommen werden, welche Strukturen und Körperlichkeiten unsichtbare Prozesse in der Natur ausbilden oder wie unbelebte Objekte und Stoffe wie Wasser, Gestein oder technische Infrastrukturen einen lebhaften Charakter oder ein scheinbar organisches Verhalten entwickeln. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, am Anfang arbeite ich dokumentarisch, später driftet es ins Spekulative oder Absurde ab.“

Wie bist du dem Thema Wasserstoff aus künstlerischer Perspektive begegnet?

„Mich interessieren die Gegensätze und die Flüchtigkeit dieses Stoffes. Das Natürliche und das Technische. Das flüchtige unsichtbare Molekül steht im Gegensatz zu den persistenten Infrastrukturen dahinter. Dabei habe ich mich über verschiedene akustische Feldversuche und eine anschließende Zerlegung und Zersetzung des aufgenommenen Klang- und Bildmaterials dem Stoff genähert und ihn in einer Art abstraktem Selbstbildnis neu entstehen lassen."

© Henning Frančik

Beschreibe dein Projekt!

de/composing hydro-gène ist eine abstrakte akustische und visuelle Landschaft, bei der sich die Klänge und Materialitäten des Wasserstoffs neu zusammensetzen und eine alternative Realität entsteht- zwischen Wasser, Strom und Klang. Die Installation zeigt Videoprojektionen und es gibt verschiedene Klangebenen zu entdecken.“

→ wann und wo ist de/composing hydro-gène noch zu sehen?
27. Oktober bis 2. November 2025
Silbersalz Science & Media Festival
Marktplatz
06108 Halle (Saale)