24.03.2022 TransHyDE
Gasnetz: Wie kann Europa unabhängiger werden?
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verstärkt den Bedarf nach einer alternativen Energieversorgung. In seinem ersten Hintergrundpapier beleuchtet TransHyDE daher unter anderem Anforderungen zur Umgestaltung der vorhandenen Gasinfrastruktur. Dabei steht die nationale Versorgungssicherheit im Mittelpunkt.
Bei Lieferengpässen oder Import- bzw. Exportstopps für russisches Erdgas müsste das europäische Netz schnell und umfangreich angepasst werden, um die weitere Versorgung ermöglichen zu können – vor allem für Mittel- und Osteuropa. Es gibt jedoch noch zu wenig Informationen über den Umfang sowie die Umsetzbarkeit dieser Veränderungen, wie der TransHyDE-Bericht zeigt. Die Autorinnen und Autoren identifizieren wesentliche Fragen, die in den kommenden Wochen beantwortet werden müssen. Beispielsweise welche technischen Anforderungen erforderlich sind, um das bisher auf Ost-West-Richtung angepasst Fernleitungsnetz auch in die entgegengesetzte Richtung zu verwenden oder wie schnell Lieferkapazitäten erhöht werden können.
Klar ist, dass sich das Erdgas aus Russland kurzfristig nur schwer ersetzen lässt. Um die Versorgungssicherheit für den kommenden Winter zu erhöhen, könnten Flüssigerdgas (LNG) zugekauft und die europäischen Erdgas-Speicher bis zum Jahresende aufgefüllt werden. Die Forscherinnen und Forscher aus TransHyDE empfehlen für die mittel- bis langfristige Unabhängigkeit von russischem Gas außerdem, die Diversifizierung der europäischen Versorgung sofort anzugehen. Dazu könnten neue Lieferverträge für LNG abgeschlossen werden. Eine Einspeisung von grünen Gasen, wie Biomethan oder Grüner Wasserstoff, würde die Versorgung ebenfalls breiter aufstellen. In geringem Umfang wäre dies mit der bereits vorhandenen Infrastruktur möglich, für eine komplette Umstellung gibt es aktuell noch zu viele offene Fragen.
Bei der Entwicklung der Lösungen zur unabhängigeren Energieversorgung Europas geben die Autorinnen und Autoren zu bedenken, dass die Klimaziele mitgedacht werden müssen. Gerade bei der Umrüstung und dem Neubau von Infrastruktur ist die Wasserstoff-Kompatibilität entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Maßnahmen. Denn der Um- bzw. Ausbau der Infrastruktur und die Erforschung und technische Entwicklung der Lösungen sind mittel- bis langfristige Instrumente. Kurzfristig liegt der wirksamste Hebel zur Reduzierung der benötigten Menge russischen Erdgases in der Verringerung des Verbrauchs.